1–5: Motive in Leuchtkästen | 6–11: Motive der Projektion

Täglich wird gewaschen, täglich fällt schmutzige Wäsche an. Das Wäschetrocknen ist ein Verdunstungsvorgang. Die Wäscheleine markiert die Grenze zwischen Intimität und Öffentlichkeit. Auf ihr wird die Wäsche zur Schau gestellt.

Die Fotoinstallation »Wäsche« von Christina Hirschberg ist eine kontextbezogene Arbeit in der Ruine einer ehemaligen Wäscherei in Weimar. Sie besteht aus fünf Leuchtkästen und einer Projektion auf dem Wäschetrockenplatz. Schwerpunkt der Arbeit ist der Prozess des Wäschetrocknens. Die erzeugte Spannung zwischen Wäsche und menschlicher Existenz berührt die Ästhetik eines Momentes von Reinheit und Verletzlichkeit.

 

Wäscherei in der Gerberstraße 9

Unterhalb der Kegelbrücke befindet sich die Gerberstraße (frühere Gerbergasse). Sie erhielt ihren Namen von der alten Gerberzunft, die ihr Handwerk nahe der Ilm ausübte. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts siedelten sich dort Färbereien und Wäschereien an. 1871 wurde das Gebäude in der Gerberstraße 9 erbaut, das zuerst als Wohnhaus und später auch als Wäscherei genutzt wurde. Auf der Fassade befindet sich noch heute ein verblichener Schriftzug »Christian Gottlieb Hertwich, Kunstfärberei / Chemische Waschanstalt«. Bis 1987 / 88 war dort eine Wäscherei und chemische Reinigung. Heute gehört das Gebäude der Familie Wolf. Wegen Baufälligkeit wurde die ehemalige Wäscherei bis auf die Fassade des ersten Stockwerkes abgetragen. Die Wäschestützen des Wäschetrockenplatzes auf dem Dach des Gebäudes erinnern an die Vergangenheit der Gerberstraße 9.

 

Waschen in Weimar

Wäsche ist ein Stück Alltagsgeschichte und liegt meistens in den Händen der Frau. Die Technisierung der Hausarbeit veränderte den Umgang mit Wäsche. Die Automatisierung des Waschens und Wäschetrocknens reduzierte die Berührung mit der Wäsche auf ein Minimum.
Früher war der Waschplatz ein Treffpunkt der Frauen. Es wurde geschwatzt und mühsam die »Große Wäsche« erledigt. Öffentliche Wäscheplätze befanden sich in Weimar an den Ufern der Flüsse Ilm und Asbach. Getrocknet wurde die Wäsche entweder im Hof oder auf öffentlichen Wäschetrockenplätzen.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es die ersten öffentlichen Wasch- und Badeanstalten in Weimar. Zwischen Kegel- und Sternbrücke wurde schon Anfang des 19. Jahrhunderts ein Großherzogliches Waschhaus zum Reinigen der Wäsche gebaut. Ein herzoglicher Wäschetrockenplatz entstand 1808 im Südteil des »Rothäuser Garten«, damals ein Garten- und Ackerland. Gebleicht wurde die Hofwäsche auf den Wiesen des heutigen »Musäuspark« entlang des steilaufsteigenden Rothäuserbergweges. 1859 / 60 wurde eine herzogliche Bade- und Waschanstalt am Kegelthor (Pächter Carl Reuter) auf dem Grundstück des »Roten Hauses« errichtet, das 1885 abgebrannt war.* Bis heute befindet sich dort das »Parkbad« – schräg gegenüber auf der anderen Ilmseite gab das Volk seine Wäsche in die Gerberstraße 9.

* Günther, Gitta; Huschke, Wolfram; Steiner, Walter (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte, 1998. S. 346 (Parkbad) und S. 374 (Rothäuser Garten).